Gerichtseiche
Besuchen Sie die historische Gerichtseiche auf dem Castellberg Wanderparkplatz, welche vom Künstler Thomas Rees als ein in Holz geschnitztes Geschichtsbuch einmalig und ideenreich gestaltet wurde.
Textinschrift der Tafel
Ursprung ist ein Baum, dessen Entstehung vielleicht bis ans Ende des Mittelalters zurückdatiert, dessen Wachstum in eine Zeit des Umbruchs fällt, in der sich das Weltbild änderte, noch geprägt von Aberglauben, Ängsten und Not. Hexen, Teufel und Drachen waren in den Gedanken und Vorstellungen der Menschen tief verwurzelt.
Ein Fragment aus einer Zeit, in der das Umarmen eines Baumes als Bund mit dem Teufel gesehen wurde und der Weg zum Galgen oder Scheiterhaufen nicht weit war. Ein Baum, der schon seit Jahrhunderten Treffpunkt für die verschiedensten Anlässe war und teilweise noch ist - für Liebe und Festlichkeiten, aber auch für Gericht und Tod.
Thomas Rees nutzte die natürlichen Formen des abgestorbenen Reliktes, um die Thematik in seiner ganzen Vielfalt aufzugreifen.
Ein Gehängter nimmt unter einem dicken Ast Formen an. Ein Henker, ein Kreuz und eine trauernde Frau flankieren ihn. Ein Rabenvogel wartet über dem Opfer. Der Drache mit zweigeteiltem Schwanz trägt mit seinen Krallen die schwarzen Seelen von der Richtstätte fort. Der Geist des Baumes zeigt sein Gesicht an der Ostseite. Teufel und Schlange, Apfel und Kelch symbolisieren an der Westseite den dämonischen Ort der Verführung. Der Teufel hat die sich verändernde Welt im Blick. Ein Winzer greift mit der Hand nach den Trauben. Treppen, Höhlen, Tore, Fenster, Hütten, Türme und Zinnen auf der Spitze des Baumes erinnern an die frühe Besiedelung der Gegend durch Kelten und Römer mit Befestigungsanlagen sowie an spätere mittelalterliche Burgen.
Im Inneren des Baumes sitzt eine Gestalt mit ketzerischen Gedanken: „Und die Erde bewegt sich doch !“ Ein lachendes Gesicht an der Nordseite gibt zu verstehen: Es ist nicht alles so ernst zu nehmen...